Und so feierte der junge Verein im gleichen Jahr noch sein erstes Erntedankfest. Als Termin wählte man den zweiten Sonntag im Oktober, um nicht mit den Veranstaltungen der Nachbarvereine zu kollidieren. Im Mittelpunkt stand das 1. Erntepaar Lisette und Wilhelm Müller aus Oberbonrath.

 

Der Ablauf des Erntefestes war folgender: Nach einem Dankgottesdienst und einem kleinen Festakt am Sonntagmorgen im Jugendheim wurde am Nachmittag das Erntepaar zu Hause feierlich mit einem Festzug abgeholt. Haus und Hof des Erntepaares war von der Dorfgemeinschaft in der zurückliegenden Woche festlich geschmückt worden. Schnitter und Schnitterinnen, die Mitglieder des Erntevereins und die damals existierende Marienfelder Blaskapelle, die später zur „Mucher Feuerwehrkapelle“ wurde, waren Bestandteil des Festzuges. Mit einem schön geschmückten Wagen brachte man das Erntepaar nach Wellerscheid zum Erntetanz.

Der Montag begann wieder mit einer heiligen Messe zu Ehren der Gefallenen und Vermissten des letzten Krieges. Nach einer Kranzniederlegung am Ehrenmal vor der Kirche fand im Jugendheim der eigentliche Festkommers statt. Ein etwa zweistündiges Programm mit Beteiligung der Blaskapelle, des Kirchenchores und mit Gedichtvorträgen der Schulkinder schloss dann mit dem Ehrentanz des Erntepaares ab. Das Erntedankfest selbst endete mit dem Ernteball am Montagabend.

Ähnlich war die Gestaltung des Erntedankfestes in den folgenden Jahren. Das Erntewagenbauen in den einzelnen Ortschaften gab es in den ersten zehn Jahren noch nicht. Nur der Ort, aus dem das jeweilige Erntepaar kam, baute einen schmucken Wagen zum Transport des Erntepaares zum Jugendheim. Seit 1966 ging man dann dazu über, in fast allen Ortschaften des Filialbezirkes, Wagen zu bauen, die dann natürlich die Festzüge gewaltig vergrößerten und verschönerten.

Der jahreszeitlich späte Termin wurde im Laufe der Zeit mehrfach vorverlegt und ist nun seit Jahren am vierten Sonntag im September.

Eigens für die Jugend wurde einige Jahre lang am Samstag vor dem Erntedankfest eine Disco veranstaltet. Da die Zahl der Besucher am Montag, dem zweiten Erntedanktag, mit den Jahren mehr und mehr nachließ, weil viele am folgenden Dienstag wieder zur Arbeit gehen mussten, wurde der montägliche Tanzabend auf den vorhergehenden Samstag vorverlegt. Der Sonntag bildet mit seinem feierlichen Erntedankgottesdienst, dem Festakt und dem Festumzug den Höhepunkt des Festes. Die Disco-Veranstaltung für die Jugend wurde auf den Freitag vorverlegt.

Die Bewirtung auf den Veranstaltungen wurde anfänglich an hiesige Gastwirte vergeben, jedoch später aus Kostengründen vom Verein selbst mit ehrenamtlichen Mitgliedern übernommen und dies ist bis heute auch so geblieben.

Auch das Finden eines Erntepaares gestaltet sich oft schwierig. Es gibt nicht all zu viele „Freiwillige, manche muss man „bekehren“! Aber es kommt leider auch vor, dass kein Erntepaar gefunden wird.

Dies war 1961 das erste Mal der Fall, aber man feierte trotzdem ein schönes Erntedankfest mit Festzug.

 

Mitte der siebziger Jahre musste man drei Jahre lang ein Festzelt aufbauen, weil das mittlerweile zwanzig Jahre alte Jugendheim nicht mehr den Sicherheitsvorschriften entsprach. Erst nach einer sehr kostspieligen Renovierung (von Seiten der Katholischen Kirchengemeinde) konnte das noch kostspieligere Zelt wieder aufgegeben werden.

 

Am 22. September 1979 feierte der Verein dann sein 25-jähriges Vereinsjubiläum. Das Jubelerntepaar waren Ursula und Hubert Stommel aus Oberdorf. Beim Festakt hielt der Planer und Erbauer des Jugendheimes, der frühere Kaplan, Professor Dr. Heinz Schütte, die Festansprache.

 

In diesen vergangenen Jahrzehnten waren die meisten Mitglieder des Vereins noch haupt- oder nebenberuflich Landwirte. Dies änderte sich den achtziger Jahren. Die Zahl der Mitglieder des Vereins ist gestiegen, die Zahl der haupt- oder nebenberuflich tätigen Landwirte ist dramatisch zurückgegangen. Heute sind fast alle Berufe vertreten. Doch allen ist ein Anliegen sehr wichtig, die wichtige und kostbare Arbeit der Brauchtumspflege zu unterstützen.

 

Am 26. September 2004 konnte der Verein sein 50-jähriges Vereinsjubiläum feiern. Das Jubelerntepaar waren Rita und Rudolf Delling aus Wellerscheid.

 

Im Jahr 2007 übergab die Katholische Kirchengemeinde Much das Jugendheim an einen neu gegründeten Verein, damit das Jugendheim nicht geschlossen werden musste und somit auch die diversen Veranstaltungen des Erntevereins nicht in Gefahr gerieten. Der neu gegründete Verein „Bürgerhaus Wellerscheid e.V.“ ist Träger des nun in Bürgerhaus Wellerscheid umbenannten Jugendheims.